Israel und der Sturz von Assad: Ein komplexes Geflecht aus Interessen und Einfluss
Der syrische Bürgerkrieg, der seit 2011 tobt, hat die Region tiefgreifend verändert und Israels Sicherheitslage maßgeblich beeinflusst. Die Frage nach Israels Rolle im Bezug auf den möglichen Sturz von Bashar al-Assad ist komplex und von verschiedenen Faktoren geprägt. Es gibt keine einfache Antwort, und die Behauptung einer direkten, koordinierten Kampagne zur Absetzung Assads ist eine Vereinfachung der Realität.
Israels Sicherheitsinteressen im Fokus
Israels oberste Priorität ist die eigene Sicherheit. Der syrische Bürgerkrieg brachte Instabilität und militärische Aktivitäten in unmittelbarer Nähe Israels. Dies beinhaltet:
- Die Präsenz der Hisbollah im syrischen Bürgerkrieg: Die Hisbollah, ein vom Iran unterstützter Verbündeter, ist stark in Syrien engagiert und stellt eine erhebliche Bedrohung für Israel dar. Israel führt regelmäßig Luftschläge gegen Hisbollah-Stellungen in Syrien durch, um deren Fähigkeiten zu schwächen und die Bedrohung zu minimieren.
- Der Einfluss des Iran: Der Iran unterstützt das Assad-Regime militärisch und ideologisch. Eine Stärkung des iranischen Einflusses in Syrien wird von Israel als ernste Bedrohung für seine nationale Sicherheit wahrgenommen. Daher ist ein Regimewechsel, der den iranischen Einfluss reduziert, aus israelischer Sicht potenziell vorteilhaft.
- Das Risiko des Waffenflusses: Syrien beherbergte einst ein großes Arsenal an Waffen. Der Bürgerkrieg führte zu einer Destabilisierung und einem möglicherweise unkontrollierten Waffenfluss, der für Israel ebenfalls ein Risiko darstellt.
Die Ambivalenz israelischer Politik
Obwohl ein Sturz Assads für Israel potenziell vorteilhaft erscheinen mag, ist die Situation vielschichtig. Israel verfolgt eine Politik der vorsichtigen Zurückhaltung. Ein chaotischer Zusammenbruch des syrischen Staates könnte zu einem noch größeren Sicherheitsrisiko führen:
- Das Vakuum der Macht: Ein Machtvakuum könnte extremistische Gruppen anziehen und zu weiterer Instabilität und Gewalt führen. Dies könnte die Region destabilisieren und Israels Sicherheit gefährden.
- Flüchtlingsströme: Ein Zusammenbruch Syriens würde wahrscheinlich zu weiteren Flüchtlingsströmen führen, was eine Belastung für die Region und möglicherweise auch für Israel darstellen könnte.
- Regionale Instabilität: Ein Zusammenbruch des syrischen Staates würde zu größerer regionaler Instabilität führen, was negative Auswirkungen auf Israels Sicherheitslage haben könnte.
Zusammenfassung: Kein direktes Eingreifen, aber Einflussnahme
Israel hat während des syrischen Bürgerkriegs nicht offen für einen Sturz Assads geworben. Die israelische Politik konzentriert sich auf die Minimierung der Bedrohungen für die eigene Sicherheit. Dies geschieht durch präventive Luftschläge, die Bekämpfung des iranischen Einflusses und die Verhinderung des Waffenflusses. Obwohl ein Regimewechsel potenziell vorteilhaft sein könnte, prioritisiert Israel die Wahrung seiner Sicherheit in einem komplexen und instabilen Umfeld. Die Abwägung von Risiken und Chancen ist entscheidend für die israelische Politik in Bezug auf Syrien und Assad. Eine direkte Intervention zur Absetzung Assads würde enorme Risiken bergen und wird daher von Israel vermieden. Stattdessen konzentriert sich Israel auf die Schadensbegrenzung und die Minimierung der unmittelbaren Bedrohungen.