Mercosur-Deal: Sorgen der SH-Landwirtschaft
Der Abschluss des Handelsabkommens zwischen der Europäischen Union und dem Mercosur-Staatenbund (Argentinien, Brasilien, Paraguay, Uruguay) wirft im Norden Deutschlands, insbesondere in Schleswig-Holstein, viele Fragen und berechtigte Sorgen auf. Die schleswig-holsteinische Landwirtschaft, geprägt von ihrer hohen Spezialisierung und regionalen Besonderheiten, sieht sich mit potenziellen Herausforderungen konfrontiert, die nicht außer Acht gelassen werden dürfen.
Welche konkreten Sorgen beschäftigen die SH-Landwirtschaft?
Die Befürchtungen konzentrieren sich auf mehrere entscheidende Punkte:
1. Preisdruck durch billige Importe:
Brasilien und Argentinien sind bedeutende Produzenten von landwirtschaftlichen Gütern. Der befürchtete massive Import von Produkten wie Soja, Rindfleisch und Zucker zu niedrigeren Preisen könnte den schleswig-holsteinischen Landwirten erheblichen Preisdruck auferlegen. Dies gefährdet die Wirtschaftlichkeit vieler Betriebe, insbesondere im Bereich der Tierhaltung und des Ackerbaus. Die Angst vor einem Wettbewerbsnachteil ist groß.
2. Gefährdung der hohen Produktionsstandards:
Schleswig-Holstein setzt auf hohe Produktionsstandards im Bereich des Tierwohls, des Umweltschutzes und der Nachhaltigkeit. Die Sorge besteht, dass Importe aus Mercosur-Staaten, die möglicherweise geringeren Standards entsprechen, zu einem Wettbewerbsverzerrung führen könnten. Konsumenten könnten durch niedrigere Preise zu Produkten mit niedrigeren Qualitätsstandards gelockt werden, was wiederum die schleswig-holsteinische Landwirtschaft benachteiligt.
3. Auswirkungen auf die regionale Wertschöpfung:
Der Mercosur-Deal könnte negative Auswirkungen auf die regionale Wertschöpfung in Schleswig-Holstein haben. Ein Rückgang der heimischen Produktion führt zu Arbeitsplatzverlusten und schwächt die regionalen Wirtschaftskreisläufe. Die Verarbeitung von landwirtschaftlichen Produkten in Schleswig-Holstein könnte ebenfalls beeinträchtigt werden.
Welche Maßnahmen sind notwendig?
Um die negativen Folgen des Mercosur-Deals für die schleswig-holsteinische Landwirtschaft abzumildern, sind verschiedene Maßnahmen notwendig:
1. Stärkung der regionalen Märkte:
Eine Fokussierung auf regionale Märkte und den Ausbau von Direktvermarktungsstrukturen kann die Abhängigkeit von globalen Märkten verringern und die Widerstandsfähigkeit der Betriebe stärken. Kennzeichnungen und Qualitätssiegel, die die Herkunft und die Produktionsstandards hervorheben, sind hierbei essentiell.
2. Förderung von Innovation und Spezialisierung:
Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie die Förderung von innovativen Produktionsmethoden und Spezialisierung auf Nischenmärkte können die Wettbewerbsfähigkeit der schleswig-holsteinischen Landwirtschaft verbessern.
3. Ausgleichsmaßnahmen und Unterstützungsprogramme:
Die Politik muss angemessene Ausgleichsmaßnahmen und Unterstützungsprogramme für die betroffenen Landwirte bereitstellen. Dies könnte beispielsweise durch Direktzahlungen, Investitionshilfen oder Beratungsangebote geschehen. Faire Handelsbedingungen sind essentiell.
Fazit: Offener Dialog und politische Verantwortung
Der Mercosur-Deal stellt die schleswig-holsteinische Landwirtschaft vor große Herausforderungen. Ein offener Dialog zwischen Politik, Wirtschaft und Landwirtschaft ist unerlässlich, um die Sorgen der Betroffenen ernst zu nehmen und angemessene Lösungen zu finden. Die Politik trägt die Verantwortung, die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Landwirtschaft zu sichern und die soziale und wirtschaftliche Stabilität im ländlichen Raum zu gewährleisten. Die zukünftige Ausgestaltung des Abkommens und die begleitenden Maßnahmen werden entscheidend sein für den Erfolg oder Misserfolg des Handelsvertrages für Schleswig-Holstein.